Der Anschlag auf den BVB-Bus und die Börse

Vor der Abfahrt zum Champions League Viertelfinal-Hinspiel gegen den AS Monaco wurde der Mannschaftsbus von Borussia Dortmund (BVB) am 11.04.2017 von drei Sprengladungen getroffen. Laut aktuellen Ermittlungen hatte der mutmaßliche Täter das Ziel, den Aktienkurs des BVB damit zu manipulieren, um sich selbst dadurch zu bereichern. Diese verabscheuungswürdige Tat ist wohl der erste mit Börsenspekulation verbundene Anschlag auf einen Fußballverein. Ich nehme dies dennoch zum Anlass, um die börsenbezogene Vorgehensweise des mutmaßlichen Täters zu analysieren.

Am 11.04.2017 wurden ca. 300.000 Aktien und am 12.04.2017 wurden ca. 500.000 BVB-Aktien an allen deutschen Börsenplätzen umgesetzt. Mehr als die Hälfte des Umsatzes entfällt auf den Handel auf XETRA und etwa ein Drittel des Handels findet auf Tradegate statt. Untenstehende Abbildung verdeutlicht den Kursverlauf der BVB-Aktie am Tag des Anschlags.

Abb. 1: Kurs der BVB-Aktie auf Tradegate am 11.04.2017

Der Presse ist zu entnehmen, dass der Täter über die comdirekt bank Verkauf-Optionsscheine (put) auf die BVB- Aktie erworben hat. Diese Optionsscheine berechtigen zum Verkauf der Borussia Dortmund Aktie zum Basispreis. Je niedriger der Kurs der BVB-Aktie zum Fälligkeitstermin notiert desto größer fällt der Gewinn des Käufers aus. Die einzigen handelbaren Optionsscheine wurden von der DZ Bank begeben. Die Handelsaktivitäten des Täters lassen sich über öffentlich verfügbare Kurszeitreihen der Optionsscheine nachvollziehen.

Die DZ Bank listet insgesamt 23 Put-Optionsscheine auf. Von diesen weisen im Zeitraum 04.04.2017 bis 21.04.2017 nur sieben überhaupt eine Handelsaktivität auf. Ein detaillierter Blick in die intraday Handelsstatistiken zeigt, dass der Täter in diesem Zeitraum wohl als einziger mit den Put Optionsscheinen gehandelt hat. Der mutmaßliche Täter erwarb die meisten der insgesamt 96.000 Optionsscheine im Laufe des 11.04.2017. Der Verkauf der meisten Positionen erfolgte am 12.04.2017 gegen 17 Uhr. Folgende Handelsaktivitäten sind zu beobachten:

Der mutmaßliche Täter konzentrierte seine Handelsaktivität auf Optionsscheine, die einen hohen Hebel aufweisen und damit die potentiell höchsten Gewinne versprechen. Obige Tabelle verdeutlicht, dass der Kapitaleinsatz insgesamt 8.858 € beträgt und der mutmaßliche Täter durch sein Handeln bisher einen Verlust vor Transaktionskosten von -174,77 € erwirtschaftet hat. Dabei handelte der mutmaßliche Täter sowohl auf Tradegate als auch an der Börse Frankfurt.

Wie ist dieser Verlust zu erklären? Da die Aktie von BVB nicht sehr liquide ist, ist der Handel mit den Optionsscheinen durch hohe Geld-Briefspannen gekennzeichnet. Die vom mutmaßlichen Täter erworbenen Optionen stehen zudem für 62 % des Handelsvolumens der BVB-Aktie auf XETRA am 11.04.2017. Dies soll am Beispiel des Optionsscheins mit der WKN DGQ1VU verdeutlicht werden. Die einzige Handelsaktivität bei diesem Optionsschein an diesem Tag war um 11:12 Uhr.

Obige Tabelle zeigt, dass der Kurs des Optionsscheins durch den Kauf von 15.000 Stück von 0,02 € auf 0,043 € stieg um anschließend wieder auf 0,03 € zu fallen. Durch den Erwerb der Optionsscheine ist der Kurs um 2050% gestiegen um wieder um 30 % zu fallen. Glattgestellt wurde das Optionsgeschäft offensichtlich durch Verkauf des Optionsscheins am 12.04.2017 um 17:13 Uhr. Der Aktienkurs der BVB-Aktie hatte sich wieder deutlich erholt.

Wie hoch wäre nun der maximal mögliche Gewinn aus den Handelsaktivitäten ausgefallen? Im Extremfall wäre der Kurs der BVB-Aktie auf – zugegeben unrealistische – 0 € gefallen. Dann hätte der Käufer des Optionsscheins den Basispreis als Zahlungseingang erwirtschaftet. Bei den betrachteten Optionsscheinen ergibt sich ein Ertrag in Höhe von 333.600 € abzüglich 8.858 € Kapitaleinsatz. Der maximale Gewinn hätte also 324.742 € betragen. Bei einem Kapitaleinsatz von 8.858 € ergibt das eine maximale Rendite von 3.666%.

Abb. 2: Kurs der BVB-Aktie auf Tradegate am 12.04.2017

Abb. 2 verdeutlicht für interessierte den Einfluss des Fußballspiels am 12.04.17 auf den Kurs der BVB-Aktie. Ich hoffe, dass dieses Beispiel weitere potentielle Täter von ihren unmoralischen Taten abhält. Weiterhin zeigt es auch, dass man auch bereits bei Beträgen unter 10.000 € verdächtig werden kann.