CORPORATE FINANCE
Responsible Investing als dominante Anlagestrategie

Responsible Investing als dominante Anlagestrategie

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Die gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Monate zeigen sehr deutlich, dass Klimawandel, Arbeitsbedingungen, Korruption und globaler Umweltschutz Themen sind, die in Investmententscheidungen nicht mehr ausgeblendet werden dürfen. Die zahlreichen Initiativen zum Thema Divestment aus Kohle, die Ankündigung der Rockefeller-Foundation, komplett aus Öl-Investments auszusteigen, die Maßnahmen zahlreicher Asset Owner zum Klimawandel und der Betrugsfall bei Volkswagen unterstreichen exemplarisch, dass wir hier mit materiellen Chancen und Risiken konfrontiert sind. Was vor einigen Jahren noch als Randthemen für Umweltschützer und soziale Einrichtungen angesehen wurde, scheint jetzt auf dem Weg zum Mainstream zu sein. Für die Berücksichtigung von Environment, Social and Govenance (ESG)-Kriterien gibt es aber bereits seit vielen Jahrzehnten gute ökonomische Gründe. In einer kürzlich veröffentlichen Studie zeigen Friede/Busch/Bassen (2015), dass in den untersuchten 2.000 empirischen Studien über 90% einen positiven oder neutralen Zusammenhang zwischen finanzieller Performance und ESG-Performance aufweisen. Dieser Zusammenhang gilt tendenziell für alle Asset-Klassen und fast alle Regionen, ist aber für Anleihen und Immobilien und in Emerging Markets besonders stark ausgeprägt. Neben dem finanziellen Erfolg können mit Anlagen nach ESG-Kriterien auch gesellschaftliche Veränderungen erreicht werden, die bisher allerdings noch nicht quantifiziert werden. Wenn aber über die risikoadjustierte finanzielle (Out-)Performance hinaus auch eine soziale Rendite zu erzielen ist, scheint die Berücksichtigung von ESG-Kriterien die dominante Anlagestrategie.

Aufgrund der beschriebenen zunehmenden Relevanz widmet sich die vorliegende Ausgabe im Bereich Kapitalmarkt ausschließlich den „Responsible Investments“. Beginnend mit einem Statement beleuchtet Frank die Entwicklung von ESG über die letzten 15 Jahre und stellt sich die Frage, inwiefern ESG zum Mainstream geworden ist. Im darauf folgenden Beitrag zeigen Gutsche/Ziegler/Zwergel/Klein Unterschiede zwischen nachhaltigen, interessierten und konventionellen Anlegern in Bezug auf soziodemografische Charakteristika, Wahrnehmungen finanzieller Performance, Motive, Barrieren und Konsumneigungen auf. Danach zeigen Kölbel/Busch, inwiefern sich ESG auf die finanzielle Performance in Finanzmärkten auswirkt. Dabei gibt es starke Hinweise darauf, dass es eine negative Korrelation zwischen guter ESG-Performance und Risiken bzw. Kapitalkosten gibt. Bauckloh/Klein/Zwergel vergleichen im Anschluss daran nachhaltige und traditionelle Fonds auf ihre Unterschiede und analysieren, ob und inwiefern sich diese in ihrer Performance unterscheiden. Im darauf folgenden Beitrag untersuchen Hoepner/Dimatteo/Schaul/Yu/Musolesi, wie sich Tweets über Nachhaltigkeit und Greenwashing von Unternehmen zueinander verhalten und geben Hinweise, wie Unternehmen und Investoren die relativ neue Form der (Nachhaltigkeits)Kommunikation für sich nutzen können. Abschließend zu diesem Themenkomplex stellt Schäfer das sog. Impact Investing vor und erarbeitet damit eine fundierte Grundlage für (wirkungsorientierte) Anlageentscheidungen.

Mit diesen und den weiteren Themen wünsche ich Ihnen eine spannende Lektüre dieser Ausgabe.

Ihr Alexander Bassen (Herausgeber CORPORATE FINANCE)